Aschenkreuz und saurer Hering

Was es mit diesem Brauch auf sich hat und welche Geschichte und Traditionen mit dem Aschermittwoch verbunden sind.

Bild: Peter Weidemann

"Am Aschermittwoch ist alles vorbei…", heißt es in einem bekannten Karnevalslied. Doch der Abgesang auf das närrische Treiben markiert für Christen zugleich einen neuen Anfang: Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit – auch österliche Bußzeit genannt. 40 Tage lang bereiten sich die Gläubigen durch Besinnung, Buße und Verzicht auf das kommende Osterfest, das höchste Fest im Kirchenjahr, vor.

Biblisches Vorbild für die 40-tägige Fastenzeit ist die Erzählung von der Versuchung Jesu: Dieser hatte 40 Tage und Nächte in der Wüste gefastet, wo er den Versuchungen des Teufels widerstehen musste (Mt 4,1-11). Erst hiernach begann er sein öffentliches Wirken. Wie Jesus fasten also auch die Gläubigen in Vorbereitung auf etwas Größeres.

Ursprünglicher Beginn der Fastenzeit

Ursprünglich begann die kirchliche Fastenzeit am sechsten Sonntag vor Ostern. Papst Gregor der Große (590-604) verlegte den Anfang jedoch auf den vorangehenden Mittwoch. Da die Sonntage vom Fasten ausgenommen waren, gewann man auf diese Weise exakt 40 Fasttage bis zum Osterfest. Zudem markierte jener Mittwoch schon in der Alten Kirche den Beginn der öffentlichen Kirchenbuße: Damals legten sich Büßer ein Bußgewand an und wurden mit Asche bestreut; erst am Gründonnerstag wurden sie wieder zur Kommunion zugelassen. Hier liegt der Ursprung des Namens "Aschermittwoch". Das Datum hängt vom beweglichen Ostertermin ab, sodass Aschermittwoch frühestens auf den 4. Februar, spätesten auf den 10. März fallen kann.

Als die Praxis der Kirchenbuße abgeschafft wurde, ging die Tradition der Aschebestreuung im 11. Jahrhundert auf die ganze Gemeinde über und wurde Teil der Liturgie. Männern wurde die Asche zunächst über das Haupt gestreut, während Frauen bereits ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet bekamen. Ab dem 12. Jahrhundert wurde diese Asche aus den verbrannten Palmzweigen des Vorjahres gewonnen – so bis heute.

Der Ritus der Aschenbestreuung ist seit der Liturgiereform von 1969 nach der Homilie (Predigt) vorgesehen. Im Gottesdienst besprengt der Priester die Asche mit Weihwasser und segnet sie. Dann zeichnet er den Gläubigen das Aschenkreuz auf die Stirn. Dabei spricht der Priester "Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst" oder alternativ die Worte Jesu: "Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium" (vgl. Mk 1,15b).

Vergänglichkeit, Umkehr, Buße

Die Asche soll den Menschen an seine eigene Vergänglichkeit erinnern und symbolisiert, dass Altes vergehen muss, damit Neues entstehen kann. Mit dem Aschenkreuz auf der Stirn bekennen die Gläubigen öffentlich ihre Bereitschaft zu Umkehr und Buße. Gleichzeitig symbolisiert die Asche in Kreuzesform, dass für Christen Kreuz und Tod nicht das Ende bedeuten, sondern den Anfang eines ewigen Lebens bei Gott.

Vor Aschermittwoch werden die im Jahr zuvor verteilten Palmzweige verbrannt, um die Asche für die Aschenkreuze herzustellen.

Der Aschermittwoch gilt als strenger Fast- und Abstinenztag: Gläubige sollen an ihm kein Fleisch essen, und es sind lediglich eine einmalige Sättigung sowie morgens und abends je eine kleine Stärkung vorgesehen. Auch das leitet sich aus der Heiligen Schrift ab: Hier wird der "fleischlich" gesinnte dem geistlich gesinnten Menschen gegenübergestellt (z.B. Röm 8,5). Der symbolisch vollzogene Abschied vom Fleisch zum Beginn der Fastenzeit soll also helfen, sich auf das geistliche Leben und somit auf Gott zu besinnen. Strenge Fastenvorschriften existierten früher für die gesamte Bußzeit, mittlerweile nur noch für den Aschermittwoch und den Karfreitag – den Sterbetag Jesu.

Asche auf mein Haupt!

Eine traditionelle Speise zum fleischlosen Aschermittwoch ist bis heute der saure Hering. Doch das Fasten betrifft nicht allein die Ernährung, sondern kann in vielerlei Formen geübt werden: Neben dem Verzicht auf bestimmte Speisen wie Fleisch, Süßigkeiten oder auf Alkohol gibt es heute auch Initiativen wie das "SMS-Fasten" oder "Autofasten".

Der Aschermittwoch hat auch sprachlich einen festen Platz im Alltag gefunden: So leiten sich bekannte Redensarten wie "Asche auf mein Haupt" und "in Sack und Asche gehen" von der Symbolik dieses Tages ab. Seit den 1950er Jahren gibt es in vielen Städten Deutschlands den sogenannten "Aschermittwoch der Künstler", der auf den französischen Schriftsteller Paul Claudel zurückgeht. Die Veranstaltung verbindet den Aschermittwochs-Gottesdienst mit einer künstlerischen Akademie. Der "politische Aschermittwoch" wiederum bezeichnet die traditionell am Aschermittwoch stattfindenden Versammlungen der deutschen Parteien, auf denen es teils zu derben rhetorischen Schlagabtauschen kommt.

Autor: Tobias Glenz - Quelle: www.katholisch.de
25.02.2020
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