Hirtenbrief des Bischofs: „Christus ist auch im Wort gegenwärtig“

In einem Hirtenbrief zum „Sonntag des Wortes Gottes“, der in der katholischen Kirche in Deutschland an diesem Sonntag gefeiert wird, betont Bischof Dr. Bertram Meier die Bedeutung des Wortes Gottes für den Glauben und die Feier des Gottesdienstes. „Wenn am Ambo Gottes Wort verkündet wird“, so der Bischof, „dann geht es weder um bloße Textverarbeitung noch um eine Nachrichtensendung. Wir wissen vielmehr im Glauben, dass Christus durch sein Wort in der Liturgie gegenwärtig ist.“
 

Seinen Überlegungen gibt Bischof Bertram ein theologisches Fundament. Er sieht in der Alternative „Wort oder Sakrament“ ein Erbe der Reformation. Für ihn steht die Inkarnation, die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, an erster Stelle: „Jesus Christus ist das Wort Gottes in Person, er ist das Wort Gottes an uns Menschen“, unterstreicht Bischof Bertram mit Bezug auf seinen Wahlspruch, Stimme des Wortes sein zu wollen.

Der Bischof weiter: „Wort und Sakrament sind kein Gegensatz, sondern ein unzertrennliches Paar. Wir dürfen die beiden nicht gegeneinander ausspielen: Nicht entweder Wort oder Sakrament, sondern Wort und Sakrament: In Jesus Christus ist beides verbunden. Denn er ist Wort und Ursakrament, sichtbar gewordenes Wort. Das ist gut katholisch. Es ist derselbe Christus, der sich uns in der Eucharistie als Nahrung schenkt und der uns in seinem Wort verwandelnd entgegenkommt. Christus, der unter den Gestalten von Brot und Wein wirklich gegenwärtig (real präsent) wird, ist auch im Wort gegenwärtig, das im Gottesdienst verkündet wird.“
Bischof Bertram knüpft dabei an die Verkündigung Jesu in Nazareth, dem Evangelium dieses Sonntags, an: „So ereignet sich in jeder Wortverkündigung neu, was damals in der Synagoge in Nazareth geschah: Jesus Christus tritt in unsere Mitte, er selbst spricht uns an, sein Wort wird Wirklichkeit. Das Evangelium ist nichts für die Mottenkiste der Geschichte, sondern gehört übersetzt ins ‚Heute‘. Im immer neuen ‚Heute‘ erfüllt sich das Schriftwort an uns.“

Der Bischof nimmt im Hirtenbrief auch Bezug auf die Wort-Gottes-Feiern, die am Sonntag laut einem Beschluss der Augsburger Bistumssynode von 1990 an die Stelle der Eucharistie treten dürfen, wenn, wie es dort hieß, „am Sonntag infolge des Priestermangels keine Eucharistie möglich ist.“ Bischof Bertram: „Für mich steht fest: Die Eucharistie ist Wort-Gottes-Feier in Höchstform. Es ist Ziel und Aufgabe des Bischofs mit allen, die ihm im Leitungsdienst helfen, dafür zu sorgen, dass sich am Herrentag jede Seelsorgeeinheit zur gemeinsamen Feier der Eucharistie versammelt. Dieses Angebot muss stehen. Denn seit den Anfängen der Kirche treffen sich die Christen am Sonntag zum Herrenmahl, um Tod und Auferstehung Christi zu feiern. Dieser Anspruch verpflichtet. Daher kann eine Wort-Gottes-Feier die heilige Messe nicht ersetzen.“

Romano Guardinis Rede vom Passwort, dass jedem Menschen bei seiner Geburt mitgegeben werde, greift Bischof Bertram auf und verweist auf heutige Passworte, die am Computer „Schlüssel in eine Welt der Information und Kommunikation“ seien. Das Passwort zum innersten Geheimnis Gottes, so der Bischof, sei Jesus, das „menschgewordene Wort Gottes“, das auf Antwort warte: „Geben wir Jesus Christus unsere persönliche Antwort, indem wir seinem Wort glauben, ihn in seinem Wort feiern und unser Leben an diesem Wort messen. Wählen wir IHN zum Passwort unseres Lebens!“

25.01.2022
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