In der Familie beten

Wie sollen Katholiken auf eine solche Lage reagieren, wie sich in ihr verhalten? Wir müssen diese Situation aus der Hand der göttlichen Vorsehung als eine Prüfung annehmen, die uns größeren geistlichen Nutzen bringt, als wenn sie uns erspart geblieben wäre. Dies kann gelingen, auch wenn für die Gläubigen die Mitfeier der Hl. Messe nicht mehr möglich ist.  

Dieses gegenwärtige Situation vermag uns allen das zu zeigen, was in der Kirche wirklich wesentlich ist: das eucharistische Opfer Christi mit Seinem Leib und Blut, und das ewige Heil der unsterblichen Seelen. Mögen jene, die den gemeinsamen Gottesdienst vermissen, nun damit anfangen, dessen Wert tiefer zu erkennen und zu schätzen.

Trotz der schmerzlichen Situation, dass die Katholiken auf die Hl. Messe und die Hl. Kommunion verzichten müssen, sollten sie sich nicht der Mutlosigkeit oder der Melancholie hingeben. Viele Katholiken haben nun in gewisser Weise die Möglichkeit, hautnah die Lage in den Katakomben, in der Untergrundkirche zu erfahren. Man kann hoffen, dass eine solche Lage neue geistige Früchte in Form von Bekennern des Glaubens und der Heiligkeit hervorbringt.

Die Situation eröffnet den katholischen Familien, buchstäblich die Erfahrung einer Hauskirche zu machen. Da es nicht einmal an Sonntagen die Möglichkeit gibt, an der Hl. Messe teilzunehmen, sollten Eltern ihre Familien daheim um sich versammeln. Sie könnten zu Hause eine Hl. Messe am Fernsehen oder im Internet mitverfolgen, oder, wenn das nicht möglich ist, könnten sie eine Gebetsstunde halten, um den Tag des Herrn zu heiligen und sich geistig mit den Hl. Messen zu verbinden, die in derPfarreingemeinschaft, womöglich gar in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft von Priestern hinter verschlossenen Türen zelebriert werden. Eine solche sonntägliche, in einer Hauskirche abgehaltene Gebetsstunde könnte beispielsweise folgendermaßen gestaltet werden:

Rosenkranz, Verlesung des Sonntagsevangeliums, Akt der Reue, Akt der geistigen Kommunion, Litanei, Gebet für die Leidenden und Sterbenden, für die Verfolgten, Gebet für den Papst und die Priester, Gebet um das Ende der gegenwärtigen physischen und geistigen Epidemie. Eine katholische Familie könnte außerdem an den Freitagen der Fastenzeit den Kreuzweg beten. Eltern könnten sich darüber hinaus an den Sonntagen nachmittags oder abends mit ihren Kindern zusammensetzen und ihnen aus dem Leben der Heiligen vorlesen, vor allem solche Geschichten, die aus Zeiten der Verfolgung der Kirche stammen.

Katholiken, die jetzt keiner Hl. Messe beiwohnen und die Hl. Kommunion nicht sakramental empfangen können, und das vielleicht nur für die kurze Zeit einiger Wochen oder Monate, können über die Zeiten der Verfolgung nachdenken, als Gläubige über Jahre hinweg keine Hl. Messe besuchen und andere Sakramente empfangen konnten, wie beispielsweise während der kommunistischen Verfolgung in vielen Regionen des Sowjetimperiums.

Mögen die folgenden Worte Gottes alle Katholiken stärken, die gerade darunter leiden, dass ihnen die Hl. Messe und die Hl. Kommunion verwehrt bleiben:

„Seid nicht befremdet über die Feuersglut, die zu eurer Prüfung über euch gekommen ist, als ob euch etwas Außergewöhnliches widerfahren wäre. Freut euch vielmehr, dass ihr an den Leiden Christi teilhabt, damit ihr euch auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit voller Jubel freuen könnt.“ (1 Ptr. 4,12–13)

„Der Vater des Erbarmens und der Gott allen Trostes schenkt uns Trost in aller unserer Trübsal, damit wir unsererseits die zu trösten vermögen, die in allerlei Trübsal sind, mit eben dem Trost, mit dem wir selber von Gott getröstet werden.“ (2 Kor. 1,3–4)

„Auf dass die Erprobung eures Glaubens, viel kostbarer als vergängliches Gold, das durch Feuer erprobt wird, euch zu Lob, Herrlichkeit und Ehre bei der Offenbarung Jesu Christi gereiche.“ (1 Ptr. 1,7)

Der heilige Cyprian von Karthago (+258) gab folgende aufbauende Lehre vom Wert der Geduld: „Geduld festigt die Grundmauern unseres Glaubens, worauf sich die Vermehrung unserer Hoffnung emporhebt. Sie leitet unser Tun, auf dass wir auf dem Weg Christi bleiben, während wir in Seiner Geduld wandeln. Wie groß ist Jesus, der Herr, und wie groß ist Seine Geduld, dass Er, der im Himmel angebetet wird, sich nicht auf Erden rächt! Geliebte Brüder, wir wollen in unseren Verfolgungen und Leiden auf Seine Geduld schauen; wir wollen einen Gehorsam leisten, erfüllt von der Erwartung Seiner Ankunft.“ (De patientia, 20; 24)

21.03.2020
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