Verfolgte Christen

„Völkermord an den Christen“

Douglas Yousef Al Bazi ist Pfarrer in Erbil im Nordirak. Seine dortige Aufgabe: die Betreuung tausender Flüchtlingsfamilien. Vor kurzem war er Gast in der Pfarrei St. Konrad in Augsburg und hat vom Völkermord an den Christen in seiner Heimat berichtet.

Bernhard Riedl

Nur ganz kurz zeigt Pfarrer Douglas Al Bazi sein Hemd. Dann packt er es gleich wieder in eine Plastiktüte. Es ist voller Flecken. Getrocknetes Blut, Schweiß. „Ich hatte es an, als ich entführt wurde“, sagt er. Neun Tage war er in der Geiselhaft seiner Peiniger. „Es waren die schlimmsten Tage meines Lebens“. Ganz nahe und mit offenen Augen steht er vor seinen Zuhörern, als er das erzählt. Er ist ein Priester, der den Kontakt mit den Menschen sucht.

Seine Peiniger haben ihm mit einem Hammer Zähne ausgeschlagen, sie haben ihm Nase und zwei Rückenwirbel gebrochen. Und doch sagt er: „Das ist nicht mein Blut auf dem Hemd. Das ist unser Blut.“ Damit meint er sein Volk, die Christen im Irak. „Seit Jahrzehnten leiden wir, werden wir getötet und verfolgt. Aber wir sind immer noch da.“

Er sei nach Augsburg gekommen, um von dem zu sprechen, was im Irak gerade passiert: „ein Völkermord an den Christen.“ Hunderte Flüchtlinge aus Mosul hat er im August 2014 auf dem Gelände seiner chaldäisch-katholischen Kirche in Erbil aufgenommen. Nach dem Einmarsch des Islamischen Staates in Mosul hatten sie nur eine Wahl: Flucht oder als Christen sterben. 125.000 Menschen verließen ihre Heimatstadt, 75.000 verschlug es nach Erbil.

„Vier Diözesen gab es bis dahin in Mosul. Sie sind von einem Tag auf den anderen verschwunden, für immer“, berichtet Pfarrer Al Bazi. Er erzählt von den einfachen Wohnwägen und Zelten, in denen seitdem 18.000 geflohene Familien in Erbil leben müssen. „Ich nenne sie nie Flüchtlinge, sondern immer nur Verwandte.“

Und er will diesen Verwandten Zukunft geben. Acht Schulen hat er für sie gebaut, zwei Universitäten, elf Arztpraxen, ein Krankenhaus. „Wir tun alles dafür, dass unsere Leute im Land bleiben. Aber sie tun alles dafür, auswandern zu können.“ Deshalb will er gerade den Kindern und Jugendlichen eine gute Ausbildung mitgeben: Sie lernen Sprachen, kochen, nähen, aber auch wie man mit dem Computer umgeht. Ihm ist es wichtig, den geistigen Hunger dieser jungen Menschen zu stillen. „Wir schauen nicht auf die Vergangenheit zurück, aber wir sehnen uns nach einer Zukunft für unsere Kinder.“

Darum ist er nach Deutschland gekommen, um vom Schicksal der Christen im Irak zu berichten. Er will einen Spiegel vorhalten, der gnadenlos nur die Wahrheit zeigt. „Wir haben keine Angst vor dem Tod. Aber wir wollen wissen, ob man später über uns noch sprechen wird.“ Der Nahe Osten hat der Welt das Jesus-Kind gegeben. „Ist es Euch heute möglich, uns Frieden und Sicherheit zu geben."

10.02.2016

Quelle: Homepage Bistum Augsburg

Karl-Georg Michel
06.02.2016
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