Christenverfolgung nimmt zu

'Open Doors': Radikaler Islam Hauptursache für Christenverfolgung

Leiter des Österreichbüros des internationalen überkonfessionell-christlichen Hilfswerks, Igler: Schätzungsweise 100 Millionen Christen weltweit aufgrund ihres Glaubens verfolgt - Erstmals gehört auch Libyen zu den ersten zehn Ländern der Verfolgerstaaten.

© Peter Weidemann

Wien (kath.net/KAP) Im Jahr 2015 hat es eine weitere Zunahme der Christenverfolgung gegeben. Dabei sei der radikale Islam die Hauptursache für die Verfolgung von Christen in 35 der 50 im "Weltverfolgungsindex" aufgeführten Länder. Weitere Faktoren seien religiöser Nationalismus, diktatorische Regimes, der post-kommunistische Atheismus, innerethnische Spannungen oder mafiöse Systeme und das organisierte Verbrechen, wie der Leiter des Österreichbüros des internationalen überkonfessionell-christlichen Hilfswerks "Open Doors", Kurt Igler, am Mittwoch Medien gegenüber betonte. Schätzungsweise 100 Millionen Christen würden weltweit aufgrund ihres Glaubens verfolgt.

Hauptverfolgerstaat bleibt im 14. Jahr in Folge Nordkorea. "Die Anzahl der wegen ihres Glaubens ermordeten Christen und der attackierten beziehungsweise zerstörten Kirchen hat sich seit dem Vorjahr etwa verdoppelt", heißt es im Weltverfolgungsindex 2016. Im aktuellen Berichtszeitraum wurden demnach 7.100 Christen wegen ihres Glaubens ermordet und 2.406 Kirchen attackiert. Im Jahr zuvor waren es 4.344 ermordete Christen und 1.062 Kirchen angegriffene Kirchen.

Der Index präsentiert eine Rangfolge von 50 Ländern, in denen Christen nach Auffassung von "Open Doors" am stärksten verfolgt und benachteiligt werden. Auf Nordkorea folgen der Irak, Eritrea, Afghanistan, Syrien, Pakistan, Somalia, Sudan, der Iran und Libyen. Pakistan rückte von Rang 8 auf 6, Eritrea von Rang 9 auf Rang 3. Libyen gehört erstmals zu den ersten zehn Ländern des Index. Auch in Libyen seien die islamistischen Gruppen das Problem.

Länderspezifisch geht es dabei um Gruppen wie Boko Haram, Al-Shabaab oder "Islamischer Staat" (IS). Sie, aber auch mit ihnen sympathisierende Teile der Bevölkerung, gingen mit extremer Gewalt gegen Christen und andere Minderheiten vor, die ihr Verständnis vom Islam nicht teilen.

In hinduistisch und buddhistisch geprägten Ländern wie Indien und Myanmar führt nach Beobachtungen von "Open Doors" ein zunehmender religiös motivierter Nationalismus zu einer Radikalisierung von Bevölkerungsteilen und einer deutlichen Intensivierung von Christenverfolgung.

Pakistan weist nach der Open-Doors-Statistik zusammen mit Nigeria die höchste Punktezahl im Bereich "Gewalt gegen Christen" auf. Der extreme Druck auf die rund 3,8 Millionen Christen gehe weniger vom Staat als vielmehr von islamistischen Gruppen und Imamen aus, die innerhalb kürzester Zeit Mobs gegen Christen aufhetzten.

Neu vertreten im Weltverfolgungsindex sind Niger und Bahrain. Niger sei wie andere Länder Afrikas unter den Einfluss der islamistischen Boko Haram geraten. In Bahrain gewinne die Idee von der Errichtung eines Kalifats im Stil des IS immer mehr Anhänger.

Igler, ein evangelischer Theologe, berichtete, dass in rund 60 Ländern "Open Doors" Christen versorge, die aufgrund ihres Glaubens benachteiligt oder verfolgt würden. Igler nannte dabei die Lieferung von Bibeln, christlicher Literatur, Ausbildung von Gemeindeleiter, Hilfe für Gefangene und Unterstützung der Familien ermordeter Christen. Dies geschehe unter anderem durch Nothilfe und Zufluchtszentren.

Da verfolgte Christen am Rande der Gesellschaft lebten, stehe "Open Doors" ihnen durch Hilfe zur Selbsthilfe bei. Dabei erwähnte Igler Alphabetisierungskurse, Stärkung der Autonomie der Frau, Landwirtschaftsprojekte und Mikrokredite.

Ein weiterer Schwerpunkt sei eine breite Öffentlichkeitsarbeit, durch Publikationen, Vorträge und Veranstaltungen, um für das Thema Christenverfolgung zu sensibilisieren und zum Gebet für die verfolgte Kirche aufzurufen.

14.01.2016
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