Priesterweihe unseres neuen Kaplan

Roland Kiechle wird Kaplan in der Pfarreiengemeinschaft Vöhringen

Die Freude im vollbesetzen Augsburger Dom war mit Händen zu greifen, Applaus brandete am Ende der Weiheliturgie auf: Bischof Dr. Bertram Meier hat an diesem Sonntagnachmittag mit Roland Kiechle aus Wildpoldsried, Markus Kraus aus Friesenried und Manuel Reichart aus Neuburg an der Donau drei Diakone zu Priestern geweiht. In die festliche Stimmung, die eine solche Weihe mit sich bringt, mischte Bischof Bertram neben Dank und Ermutigung allerdings auch nachdenkliche Töne über die aktuelle Situation der Kirche.

„Ein großer Tag für unser Bistum (…) Heute dürfen wir die Sektkorken knallen lassen; heute dürfen wir anstoßen: ein Prosit auf den Herrn Jesus Christus, in dessen Namen ich Sie durch Handauflegung und Gebet weihen darf“, richtete sich Bischof Bertram in seiner Predigt an die Weihekandidaten. Er begrüßte und bedankte sich aber auch bei allen, die die Neupriester auf ihrem bisherigen Weg begleitet haben: die Eltern, Geschwister und Freunde, der Regens des Priesterseminars und sein Team, aber auch ganz besonders die Gemeinden und Pfarreien, die ihren Teil dazu beigetragen haben, dass die drei heute diesen festlichen Tag begehen dürfen.

Doch ähnlich wie eine Sektflasche, die noch nicht entkorkt ist, herrsche auch in der Kirche Druck. Seit Jahrzehnten werde der innerkirchliche Reformdruck ausgesessen. Doch gerade diese Zeit lehre uns, dass ein Durchlavieren, Jonglieren und ein „wir schaukeln die Kirche“ nicht zielführend sei, so der Bischof. An die drei Weihkandidaten gerichtet sagte er: „Sie werden hineingeweiht in eine Kirche unter Druck. Doch keine Angst: Auch diese Zeit ist Gottes Zeit. Sie lädt uns ein, neue Wege zu suchen, um Jesus und sein Evangelium den Menschen anzubieten“. Und dies trotz der Vielzahl an Menschen, die der Kirche den Rücken kehren oder sich innerlich von ihr verabschieden, aber auch trotz gescheiterter Programme, Pastoralkonzepte und Marketing-Strategie. „Doch Lamentieren über die schlechte Lage ist kein guter Ratgeber. Schuldzuweisungen bringen nicht voran.“

Und auch wenn die Bereitschaft zur Nachfolge Jesu heutzutage nur noch sehr selten so spontan ablaufe wie damals am See von Galiläa, als die Fischer ihre Boote und Netze zurückließen und dem Ruf des Herrn („Ich werde euch zu Menschenfischern machen“) folgten, bleibe für den Bischof einzig der Blick auf den Anfang. Das gelte nicht nur für den Beginn eines neuen Tages, sondern auch für jeden neuen Lebensabschnitt. „In der Frische des Anfangs wird das Spätere oft schon vorweggenommen. Das gilt auch für den Anfang des Reiches Gottes.“ Jesus von Nazareth breche in das Leben von Menschen ein, die in ihren eingefahrenen Gleisen lebten. Wenn Jesus ruft, weiß der Berufene nicht im Voraus, was ihn da alles erwartet. „Es bleibt nicht bei einem Arbeitsverhältnis, es geht um eine Lebensgemeinschaft. Jesus will nicht, dass wir bei ihm jobben, sondern mit ihm leben.“, führte Bischof Bertram den Weihekandidaten den tieferen Sinn ihrer Berufung vor Augen.

Es reiche nicht aus, im Schatten Jesu zu gehen, sondern der Ruf in die Nachfolge sei unweigerlich verknüpft mit dem Auftrag Menschen zu fischen. Ein Auftrag, der auch den Bischof nachdenklich werden lässt und dazu anregt, das eigene Verhalten unter die Lupe zu nehmen: „Wonach fischen wir eigentlich? Woran liegt es, dass Leute zu fliehen scheinen, während wir unsere Netze auswerfen? Sind unsere Netze zu engmaschig gestrickt? Haben die Menschen vielleicht Angst, ihre Freiheit könnte sich in den Maschen unserer Netze verfangen? Können, dürfen wir überhaupt noch werben für Berufe der Kirche?“ Menschenfischer zu sein bedeutet für Bischof Bertram, jede einzelne Person mit ihrer unverwechselbaren Geschichte in ihrer Einzigartigkeit wahrzunehmen, ihre Freiheit zu achten sowie sie aus dem trüben Wasser der Welt in das Wasser des Lebens umzubetten.

Als Hilfestellung auf diesem Weg bietet der Bischof den drei Weihekandidaten drei Tipps an: Bescheiden bleiben, gelassen sein und die Mitte stärken. Mit dieser Mitte meinte er allerdings weniger eine politische Richtung als vielmehr eine Person, nämlich Jesus Christus. „Sucht eure Mitte, bewahrt die Mitte und baut in den Gemeinden die Mitte auf: Jesus Christus. Das ist der einzige Weg, wenn ihr der Einheit dienen wollt.“ Die Kirche gleiche dabei einem Schiff, so Bischof Bertram, der in der Krümme seines Stabs heute ein solches mit sich trug. „Sie ist weder Kriegsschiff noch

Kaffeedampfer. Sie ist Rettungsboot für möglichst viele, die gestrandet sind im Leben, die den richtigen Kurs suchen, die ans Ziel kommen wollen.“ Es sei schön, dass wir heute drei neue Mitglieder unserer Mannschaft an Deck nehmen können, schloss der Bischof seine Predigt.

Auf die Weihehandlung durch Handauflegung und Gebet folgten dann Riten, die das Geschehen und den Auftrag der Priester ausdeuten: Die jungen Männer wurden mit Stola und Messgewand bekleidet und bekamen durch den Bischof die Hände gesalbt und Hostienschale und Kelch zur Feier der Eucharistie überreicht. Zuvor traten sie einzeln vor und versprachen ihre Bereitschaft zum Dienst in der Kirche und in Einheit mit dem Bischof. Am Schluss der Heiligen Messe spendeten die Neugeweihten ihren ersten priesterlichen Segen, den traditionellen Primizsegen, um den der Bischof sie stellvertretend für die Festgäste bat.

Musikalisch gestaltet wurde die Weiheliturgie vom Domchor unter der Leitung von Domkantor Dr. Julian Müller-Henneberg von einem Bläserensemble der Dommusik und Domorganistin Claudia Waßner.

 

Kurzvorstellung der drei neuen Priester:

Roland Kiechle (36)

Heimatpfarrei: St. Georg, Wildpoldsried

Schulbildung/Abitur: Allgäu-Gymnasium Kempten

Frühere Berufstätigkeit: Mathematiker/Softwareentwickler

Studium: Kath. Theologie in Augsburg und Rom

Pastorales Praktikum: PG Nördlingen

Primiz: Sonntag, 3. Juli, 10 Uhr im Dorfpark, Wildpoldsried

Nachprimiz: Sonntag, 10. Juli, 10:30 Uhr, in St. Salvator, Nördlingen

Primizspruch: „Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!“ (Mt 14,27)

 

Markus Kraus (34)

Heimatpfarrei: St. Joseph, Friesenried (PG Eggenthal)

Schulbildung/Abitur: Kolleg St. Matthias, Wolfratshausen-Waldram

Frühere Berufstätigkeit: Lagerlogistiker

Studium: Kath. Theologie in Augsburg und Salzburg

Pastorales Praktikum: Pfarrei St. Lorenz, Kempten

Primiz: Samstag, 2. Juli, 10 Uhr auf dem Sportgelände in Friesenried

Nachprimiz: Sonntag, 17. Juli, 10 Uhr in der Basilika St. Lorenz, Kempten

Primizspruch: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat.“ (Joh 3,16).


Manuel Reichart (26)

Heimatpfarrei: St. Peter, Neuburg

Schulbildung/Abitur: Gabrieli-Gymnasium Eichstätt

Studium: Kath. Theologie in Augsburg und Rom

Pastorales Praktikum: PG Peißenberg/Forst

Primiz: Sonntag, 3. Juli, 10 Uhr auf dem Karlsplatz in Neuburg an der Donau

Nachprimiz: Sonntag, 10. Juli, 10 Uhr in Peißenberg

Primizspruch: „Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebe“ (Joh 21,17)

28.06.2022
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