Die Krise überwinden

Die Welt und die Kirche befinden sich in einer schwierigen, aber auch konfusen und schwer durchschaubaren Lage. Aus aller Mund ist das Wort „Krise“ zu hören. Zu Recht wird gesagt, dass in jeder Krise eine Chance steckt. Das ist wahr. Aber in jeder Krise stecken auch Gefahren.

Wir brauchen alle im Wirrwarr unserer Zeit Orientierung. Diese gibt uns der Glaube. Je besser wir ihn kennen und leben, umso mehr können wir anderen Orientierung auf dem Glaubens- und Lebensweg geben.

Aus dem Mund von Kardinal Joseph Ratzinger stammt das tiefe Wort: „An der Wurzel von politischen Krisen ist immer eine geistige Krise“. Wir stecken in einer Krise und wir wissen nicht, wie groß sie noch werden wird in wirtschaftlicher, medizinischer, gesellschaftlicher Sicht. Wenn an der Wurzel von politischen Krisen eine geistige Krise steht, so kommen die Heilung und die Erneuerung aus dem Geistigen. Gerade darin hat die Kirche ihre besondere Sendung und ihren unersetzbaren Auftrag.

Es gibt viele Weg, um mit Gott Gemeinschaft zu haben: im Gebet, in der Anbetung, im Annehmen und Aufopfern von Schwierigkeiten und Sorge, aber auch in der tätigen Nächstenliebe. Die tiefste Begegnung mit Gott in Jesus Christus geschieht jedoch in den heiligen Sakramenten.

Der Zugang zur Mitfeier der hl. Messe war über mehrere Wochen versperrt. Seit kurzem gibt es Öffnungen, aber auch schmerzhafte Einschränkungen. An diesen Zustand dürfen wir uns nicht gewöhnen. Dieses Manko kann nicht durch andere Formen der Gottesverehrung ersetzt werden, so kostbar sie sind. Diese Situation muss uns Katholiken ein Schmerz bleiben.

Im Folgenden sei an einige Stellen im Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) über die Bedeutung des Sonntag und über die Bedeutung des hl. Messopfers erinnert. Die gesunde Lehre der Kirche soll unser Gewissen orientieren und erleuchten. Sie solle uns aber auch ermutigen und helfen, diesen Glauben zu bezeugen.

 

Was sagt unter anderem der Katechismus über den Sonntag?

 

Die sonntägliche Eucharistiefeier als Mittelpunkt

Die sonntägliche Feier des Tages des Herrn und seiner Eucharistie steht im Mittelpunkt des Lebens der Kirche. „Der Sonntag, an dem das österliche Geheimnis gefeiert wird, ist aus apostolischer Tradition in der ganzen Kirche als der gebotene ursprüngliche Feiertag zu halten“ (CIC, can. 1246, § 1). (KKK 2177).

Der Mensch braucht eine Mitte, um im Frieden sein zu können. Für uns ist diese Mitte die hl. Eucharistie, in der Tod und Auferstehung in der Wandlung durch den Priester gegenwärtig gesetzt wird. Die hl. Eucharistie ist die Mitte unsers christlichen Lebens, aber auch der ganzen Kirche.

 

Die sonntägliche Eucharistiefeier ist das Fundament des christlichen Lebens

Die sonntägliche Eucharistie legt den Grund zum ganzen christlichen Leben und bestätigt es. Deshalb sind die Gläubigen verpflichtet, an den gebotenen Feiertagen an der Eucharistiefeier teilzunehmen, sofern sie nicht durch einen gewichtigen Grund (z. B. wegen Krankheit, Betreuung von Säuglingen) entschuldigt oder durch ihren Pfarrer dispensiert sind... (KKK 2181).

Derzeit ist den meisten der Grund ihres christlichen Lebens entzogen. Diesen Grund brauchen wir heute mehr denn je. Wir brauchen ein tragfähiges Fundament für unser christliches Leben. Das Haus unseres Lebens ist auf den Felsen gebaut, der Jesus ist.

 

Die sonntägliche Eucharistiefeier und Kirche-Sein

Die Teilnahme an der gemeinsamen sonntäglichen Eucharistiefeier bezeugt die Zugehörigkeit und Treue zu Christus und seiner Kirche. Die Gläubigen bestätigen damit ihre Gemeinschaft im Glauben und in der Liebe. Sie bezeugen gemeinsam die Heiligkeit Gottes und ihre Hoffnung auf das Heil. Sie bestärken einander unter der Leitung des Heiligen Geistes. (KKK 2182).

Die hl. Messe bedeutet Treue zu Christus und Treue zur Kirche. In ihr bezeugen wir die Heiligkeit Gottes, denn Gottes Sohn, der Heilige, ist unter uns in der Eucharistiefeier. In ihr bringen wir die Hoffnung auf das Heil zum Ausdruck. Jesus selbst ist das Heil. Er schenkt uns Heil und macht uns heil.

 

Was sagt unter anderem der Katechismus über die Sonntagsmesse?

 

Die Eucharistie als Inbegriff von allem

Die Eucharistie ist „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ (LG 11). „Mit der Eucharistie stehen die übrigen Sakramente im Zusammenhang; auf die Eucharistie sind sie hingeordnet; das gilt auch für die kirchlichen Dienste und für die Apostolatswerke. Die heiligste Eucharistie enthält ja das Heilsgut der Kirche in seiner ganzen Fülle, Christus selbst, unser Osterlamm“ (PO 5). (KKK 1324).

Alles, was die Kirche und wir als Katholiken tun, ist auf die Eucharistie hingeordnet, so wie die Speichen eines Rades auf die Nabe hingeordnet sind. Es ist eine große Wirklichkeit, dass in der Eucharistie das ganze Heilsgut der Kirche geborgen wird.

 

Die Eucharistie als Gottesverehrung

„Die Teilnahme am göttlichen Leben und die Einheit des Volkes Gottes machen die Kirche zur Kirche; beide werden durch die Eucharistie sinnvoll bezeichnet und wunderbar bewirkt. In ihr gipfelt das Handeln, durch das Gott die Welt in Christus heiligt, wie auch die Verehrung, welche die Menschen Christus und mit ihm dem Vater im Heiligen Geist erweisen“ (Kongregation für den Gottesdienst, Instr. „Eucharisticum mysterium“ 6). (KKK 1325).

In der Darbringung des heiligen Messopfers steht Gott im Mittelpunkt. Ja, die Hl. Messe ist die höchstmögliche Form der wahren Gottesverehrung. Es gibt keine passendere und bessere Weise, Gott zu ehren. Gott freut sich, wenn wir ihm jene Ehrfurcht, Dankbarkeit und jenen Lob darbringen, der nur ihm gebührt.

 

Die Eucharistie und der Himmel

Durch die Eucharistiefeier vereinen wir uns schon jetzt mit der Liturgie des Himmels und nehmen das ewige Leben vorweg, in dem Gott alles in allen sein wird. (KKK 1326).

Wo die hl. Messe gefeiert wird, da berühren sich Himmel und Erde wie bei keiner anderen Feier, denn Jesus nimmt uns im heiligen Geschehen mit zu seinem Vater. Die hl. Messe ist Vorgeschmack des Himmels.

 

Die Eucharistie und unsere Denkweise

Die Eucharistie ist also der Inbegriff und die Summe unseres Glaubens: „Unsere Denkweise stimmt mit der Eucharistie überein, und die Eucharistie wiederum bestätigt unsere Denkweise“ (Irenäus, hæer. 4,18,5). (KKK 1327).

In den letzten Wochen wurde sichtbar, wie wenig das Denken vieler Menschen von Gott her geprägt ist. Paulus ruft die Römer auf: „Erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist, was ihm gefällt und vollkommen ist“ (Röm 12,2). Wer oft und regelmäßig die hl. Messe andächtig mitfeiert, dessen Denken stellt sich mehr und mehr auf Gott ein. Er lernt mehr und mehr die „Denkart“ Gottes. So lernen wir, die Welt mit den Augen Gottes sehen und beurteilen.

Bitten wir Jesus darum, dass die Türen zu den heiligen Sakramenten bald ganz und bleibend geöffnet werden können und dass in uns und in vielen Katholiken die Sehnsucht nach den Sakramenten wächst, denn in ihnen begegnen wir Jesus Christus, dem Sohn Gottes, in einzigartiger und unüberbietbarer Weise. Danken wir ihm für das Geschenk der heiligen Eucharistie.

17.05.2020
zurück