Klingende Preziosen in der Marienkirche

Lothar Damm initiiert ein Konzert zum Erhalt der alten Pfarrkirche

Es war ein Hauch der Geschichte, der durch den Innenraum der Marienkirche zu spüren war. Kirchenmusiker Lothar Damm hatte mit Empathie ein Konzert zusammengestellt, das alle Epochen nach der ersten urkundlichen Erwähnung von Vöhringen durchstreifte – von 1148 bís heute. Wieder einmal bewies Damm sein glückliches Händchen aus der Schatztruhe der Musik Preziosen herauszusuchen, die das Herz der überaus zahlreichen Besucher in dem in Renovierung befindlichen Gotteshaus berührten.

Schon der Beginn war ungewöhnlich. Die Sopranistin Anita Atzinger schritt mit einer Kerze in der Hand durch den Mittelgang nach vorne und sang a capella das  gregorianische „Ave maris stella“, der Text ist datiert aus dem Jahr 748. Es schlossen sich die „Zwei kleine geistlichen Konzerte“ von Heinrich Schütz (1636)  und die Arie „Mein gläubiges Herze frohlocke“ aus der Pfingstkantate von Johann Sebastian Bach an, denen Anita Atzinger mit geschmeidigem, weichem Sopran stilsicher gerecht wurde.

Gisela Brocke mit ihrem prallen Sopran, der in der Höhe besonders kräftig erblühte, sang das Gluck’sche „Leih aus deines Himmels Höhen“ aus der der Oper „Iphigenie in Tauris“ (1779), und Mozarts „Ave verum“ (1791) mit einer von innen kommenden Herzlichkeit, ebenso Anton Bruckners „Ave Maria, gratia plena“, eine wunderschöne Partie für Solostimme. Das Streichquartett (Hans-Dieter Richter, Ingo Englert, beide Violine, Stefan Rust, Bratsche und Dr. Hans Scherrer, Cello) waren eine passende klangliche Ergänzung mit Joseph Haydns Quartett „Adagio cantabile“ aus der Zeit zwischen 1732 und 1809, mit Mozarts Divertimento „Andante und Presto“ (1756 bis 1791), Mozarts „Allegro“ aus dem Quartett KV 157 und zum Schluss das „Allegro di molto“ und „Allegro assai“ von Mozart aus seinem Divertimento KV 137.

Lothar Damm an der Chororgel offerierte zwei musikalische Raritäten, zum einen „Zwei Stücke für Flötenuhr“ von Haydn „Andante“ und „Menuett“ und das mit einer beschwingten Leichtigkeit gespielte „Adadio in C für Glasharmonika“ in einer Bearbeitung für Orgel sowie das Veroneser „Allegro KV 72a Molto Allegro.“

Und dann war das Konzert in der Jetztzeit angekommen. Anita Atzinger sang „Hail holy Queen“ aus dem Film „Sister Act“ so hinreißend, dass die Zuhörer alle Zurückhaltung im Applaudieren, um das sie gebeten worden waren, spontan aufgaben. Damit machte sie die Spannbreite ihres Repertoires deutlich, vom schlichten gregorianischen Gesang bis hin zum fetzigen Song. Das passende Finale gestalteten Gisela Brocke zusammen mit Anita Atzinger und dem Mozart-Lied „Die Zufriedenheit.“ Der Beifall schien nicht zu enden, die Zuhörer hatten sich von den Sitzen erhoben, sie wollten mehr. Und das bekamen sie auch, das Streichquartett wiederholte den Schusssatz „Allegro assai“ von Mozart. Die Geschichte von Vöhringen erzählte Adolf Schwarzbach und Moritz Brocke, Schüler am Illertal-Gymnasium berichtete, warum er Mitglied im Förderverein geworden ist. Es sei sein Wunsch, dass dieses Gotteshaus alle Generationen überlebe und als Zeichen dafür erklangen die Glocken der Kirche und die Besucher hörten andächtig zu.

Pfarrer Martin Straub bedankte sich für das Engagement für die Marienkirche und der Vorsitzende des Fördervereins Marienkirche, Altlandrat Erich Josef Geßner, hatte zu Beginn die Gäste begrüßt und Lothar Damm für die Initiative und Durchführung des Konzertes gedankt.

Ursula Katharina Balken
06.10.2017
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