'Fair trade' haben wir. Was noch fehlt: 'fair born'

Kommentar

Der ethische Ober-Gau ist nicht das Eherecht für Homosexuelle, sondern der Beipack: das uneingeschränkte Adoptionsrecht für Homosexuelle. Es mag Fälle geben, wo es sinnvoll und gerecht ist, dass ein Kind vom Lebenspartner eines homosexuellen Menschen adoptiert wird. Generell aber homosexuellen Zweierbeziehungen das Recht auf Adoption einzuräumen, ist nicht nur eine sehenden Auges in Kauf genommene seelische Beschädigung von Kindern – sind die Studien mittlerweile doch Legion, die nachweisen, dass für die psychophysische Entwicklung von Kindern ein Aufwachsen bei Vater und Mutter das Beste ist.

Schlimmer noch: Sie öffnen Tür und Tor für eine zynische Produktion von Menschen auf Wunsch anderer. Trotz Elton John und anderer Hollywood-Größen: Leihmutterschaft ist nicht hip sondern ein Verbrechen. Ein Verbrechen am Kind, das seine reale Mutter nie kennenlernt und ihrer gebärenden „Mutter“ entrissen wird. Ein Verbrechen an der realen Mutter, der ihr Recht auf „ihr“ Kind abgekauft wird. Und schließlich ein Verbrechen an der Geburtssklavin, die an ihrer intimsten Stelle - der Gabe, in symbiotischer Nähe zum Kind Leben zu schenken – missbraucht wird oder sich aus ökonomischer Not missbrauchen lässt. Und da es oft Frauen in bitterarmen Ländern sind, die sich für diese seelische Selbstzerstörung hergeben, ist die Bestellung aus Hollywood oder Wanne-Eickel auch ein Akt von Neokolonialismus, vergleichbar der Ausbeutung asiatischer Leiharbeiter oder Textilarbeiterinnen, nur schlimmer. Leihmutterschaft muss geächtet werden. Man muss Filme von gewissen Stars nicht anschauen, ihre Musik nicht hören; man muss auch Frauenzeitschriften nicht abonnieren, die dergleichen noch immer cool finden. Nach „fair trade“ wird es Zeit für „fair born“ und "fair educated".

Was aber die „Ehe-für-Alle“ betrifft, so preise ich mich ein anderes Mal glücklich katholisch zu sein. Ich werde in Zukunft nicht mehr von Ehe sprechen, sondern nur noch von Ehesakrament. Da sind die Dinge eindeutig. Im herrschenden Milieu von Nominalismus (wo Nomina nichts mit den Realia zu haben) und Rechtspositivismus (wo Recht ist, was der Gesetzgeber als Recht setzt) ist die Vokabel „Ehe“ soviel wert wie Falschgeld. Man kann das Etikett auf dies und das und eine Colaflasche kleben. Man kann „Ehe“ dazu sagen, aber auch „Trulala“ oder „LaLiLu“.

Gemeint ist wohl eine verbindliche Rechtsgemeinschaft von zwei (?) Personen (?). Dagegen ist nichts einzuwenden. Das ist sogar ethisch sinnvoll. Nur für Verträge dieser Art partout das Wörtchen „Ehe“ haben zu wollen, um am Standesamt Konfetti werfen zu können, ist eine pathetische Zirkusnummer linker Ideologen, die nicht wissen wollen, was sie schwächen: die beste aller möglichen Welten für Kinder: die grundgesetzlich mit höchsten Einsatz zu schützende, auf Dauer angelegte, verbindliche Lebensgemeinschaft von Vater, Mutter und Kind.

Das Ideal mag nicht immer gelingen, dann müssen Substitute möglich sein, die freilich kaum erreichen können, was im Naturzustand von Ehe immer noch die Regel ist: die liebevolle Begleitung von glücklichen, lebensfähigen, seelisch stabilen Kindern.

Was für eine Farce: Sie legen die Autobahnen um, damit Vögel in Ruhe brüten können. Und leiten sie mitten durch das Jahrtausende alte Kinderschutzgebiet der klassischen Kernfamilie.

Bernhard Meuser ist Theologe, Autor und Initiator des YOUCAT-Projektes
30.06.2017
zurück